Schlicht gelassen – Ein Gespräch mit der Bildhauerin Monika Majer
- Maresa Mohilo Bichay
- 1. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Interview & Text: Maresa Mohilo-Bichay
Als Monika Majer, Bildhauerin und Künstlerin, und ich bei mir im MAMO INTERIORS Store & Gallery zum Interview saßen – auf dem gemütlichen Rico Sofa und mit einem Tee in der Hand – sprachen wir über Kontraste. Über Weichheit und Kraft. Über das, was man zeigen muss – und das, was bleiben darf. Im Nachklang zu diesem Gespräch entstand der Titel ihrer aktuellen Ausstellung bei MAMO INTERIORS: „schlicht gelassen“.
Ein Wortpaar, das wie ihre Skulpturen funktioniert: mehrschichtig, vielstimmig, offen. „Je nachdem, wie man es betont, meint es etwas anderes“, sagt Monika. Und tatsächlich – es meint Reduktion, es meint Ruhe, und es meint das bewusste Loslassen. Vielleicht ist es genau diese Offenheit, die auch ihre Arbeiten so besonders macht.

Stein als Gegenüber
Monikas Material ist Stein. Archaisch, schwer, beständig – und doch schafft sie damit etwas Leichtes, Zartes, beinahe Schwebendes. Auf meine Frage, warum gerade Stein, erzählt sie von einem Moment in ihrer Schulzeit mit Speckstein, der alles veränderte. Später schenkte ihr ein portugiesischer Freund zwei Marmorblöcke – die sie, in ihrem alten 2CV, zurück nach Hause fuhr. Damals schon war spürbar: Das ist keine Beziehung zur Materie – das ist eine Verbindung.
In ihrer Arbeit interessiert sie sich besonders für die Spannung zwischen dem Harten und dem Sanften. Für die Haltung, die entsteht, wenn man dem Widerstand mit Hingabe begegnet. „Sanftmut statt Geduld“, sagt sie – und ich glaube, das beschreibt nicht nur ihre Skulpturen, sondern auch sie selbst.

Form und Gefühl
Ihre Arbeiten tragen keine laute Geste. Ihre Formen entstehen aus Bewegung – innerlich wie äußerlich. Sie spricht vom Schleifen als einem Prozess, der gleichzeitig körperlich und sinnlich ist. Ihre Hand spürt, wann eine Fläche stimmig ist. Ihre Intuition weiß, wann eine Form eine eigene Präsenz bekommt.
Was ich beim Betrachten sofort fühle: Diese Skulpturen sind nicht als Objekte gedacht, sondern als Gegenüber. Als etwas, das Raum nimmt – aber auch etwas zurückgibt. Vielleicht Ruhe. Vielleicht Erinnerung. Vielleicht einfach ein Stück Zugehörigkeit.

Kunst, die bleibt
Stein ummantelt unsere Erde, sagt Monika. Er trägt, schützt, bewahrt. Vielleicht ist das der Grund, warum wir ihm intuitiv vertrauen. Ihre Skulpturen wirken wie Anker im Raum – psychologische Gegenpole zur Hektik des Alltags. Ich glaube, sie sind genau das: eine Form von stillem Halt.
Eine ihrer Arbeiten liegt bei ihr zu Hause am Boden. „Ich habe sie manchmal vergessen“, sagt sie, „und dann doch gespürt, wenn ich sie mit dem Bein gestreift habe.“ Ich finde, das ist die schönste Beschreibung dafür, was ihre Werke tun: Sie drängen sich nicht auf, aber sie bleiben. Und sie erinnern uns an etwas, das wir oft vergessen – an unsere Mitte.

Leben mit Skulptur
Monika glaubt nicht an Sockel. Ihre Skulpturen sollen leben. Auf dem Sideboard stehen, im Bücherregal wohnen, auf einem Fensterbrett sitzen. Sie dürfen sich einfügen – und dabei wirken. Es geht nicht um Inszenierung. Es geht um Beziehung.
Für viele bedeutet Kunst im Wohnraum immer noch eine Schwelle. Monika begegnet dieser Scheu mit großer Sanftheit – sie lädt ein, spielerisch mit Kunst zu leben. „Skulpturen sind wie Lieblingsstücke“, sagt sie, „sie wachsen einem ans Herz.“

Reduktion als Fülle
Vielleicht ist das zentrale Thema ihrer Arbeit tatsächlich das Weglassen. Nicht als Verzicht, sondern als Konzentration auf das Wesentliche. Ihre Formen sind reduziert, aber nicht leer. Sie sind klar, aber nicht kühl. Sie sind, wie sie sagt, „durchdrungen“.
In der Ausstellung besonders nahe steht ihr eine Skulptur mit dem Titel „vom Werden und vom Sein (eigen Sinn)“. Sie erzählt, wie sie das Werk zuerst kontrollieren wollte – bis sie es losließ. Und die Skulptur ihren eigenen Weg ging. Es ist diese innere Bewegung, die auch den Betrachter in Bewegung bringt.

Was bleibt?
Am Ende unseres Gesprächs frage ich Monika, was sie den Besucher:innen mitgeben möchte. Ihre Antwort kommt leise, fast wie eine Skulptur: „Eine Ruhe und eine Zuversicht. Eine Verlässlichkeit, die im Inneren ruht. Wie ein lächelnder Anker. Sanft und leicht.“
Genau das ist für mich „schlicht gelassen“. Ein Zustand. Eine Haltung. Eine Skulptur im Raum.
Zu sehen ist die Ausstellung von Monika Majer noch bis 20. Juli 2025 bei MAMO INTERIORS, Syrlinstraße 10, Ulm. Lasst es euch nicht entgehen.
Maresa
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